ONE ON ONE
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Lithiumabbau, kritische Rohstoffe und die materielle Seite der Cloud
In der neuen Folge unserer Reihe ONE ON ONE spricht Kurator Damjan Kokalevski über die Fotoserie Atacama Desert (2018) der britischen Künstlerin Catherine Hyland – ein Schlüsselwerk im Ausstellungskapitel Kritische Rohstoffe der Ausstellung City in the Cloud. Data on the Ground im Architekturmuseum der TUM.
Die Atacama Wüste: Eine Landschaft im Wandel
Hylands eindringliche Bilder führen in eine der wichtigsten Regionen für den globalen Lithiumabbau: die Salar de Atacama in Chile. Hier werden rund 79 Prozent des EU-weiten Lithiumbedarfs gefördert – jener Ressource, auf der große Teile unserer digitalen Infrastruktur basieren. Die Cloud, oft als immaterielles, schwebendes Netzwerk imaginiert, wird hier als das sichtbar, was sie ist: ein System, das tief in irdischen und endlichen Materialien verwurzelt ist.
Lithium befindet sich in Mineralsalzen, die in unterirdischen Solespeichern suspendiert sind. Diese werden riesigen Verdunstungsbecken an der Oberfläche der Wüste gepumpt und in mehreren Zyklen der Sonnenverdunstung ausgesetzt. Um eine Tonne Lithium am trockensten Ort der Welt zu gewinnen, werden rund 2,2 Millionen Liter Wasser verdampft. Das Ergebnis sind surreal leuchtende Felder in Grün- und Gelbtönen – ein drastischer Eingriff in eine Region, die ohnehin zu den trockensten der Welt zählt.
Hylands Fotografien zeigen diesen Prozess nicht aus der üblichen Vogelperspektive industrieller Drohnenaufnahmen, sondern auf Augenhöhe. Dadurch rückt sie die menschlichen und ökologischen Dimensionen des Abbaus in den Fokus: ausgetrocknete Flussläufe, verlassene Siedlungen, Spuren indigener Gemeinschaften wie der Atacameño, deren Lebensgrundlage zunehmend bedroht ist.
Die Cloud als physische Infrastruktur
Jetzt ist die Zeit, anzuerkennen, dass diese gesamte Infrastruktur eine Grenze hat, und dass wir innerhalb dieser Grenzen arbeiten müssen. Aber wir müssen die Grenzen auch selbst setzen
Die digitale Cloud wirkt grenzenlos – in Wahrheit ist sie abhängig von Rohstoffen, deren Vorkommen begrenzt ist. Das Ausstellungskapitel Kritische Rohstoffe macht sichtbar, dass digitale Technologien nicht unendlich wachsen können, wenn ihre materielle Basis endlich ist. Die Frage, die die Ausstellung stellt, lautet daher: Wie können wir über digitale Zukünfte nachdenken, die innerhalb planetarer Grenzen funktionieren?
Hylands Serie liefert dafür präzise Bilder: eine Reise durch die Landschaften des Lithiumabbaus, die einerseits den globalen „Green Energy Transition“ ermöglichen – und andererseits lokale Ökosysteme und Gemeinschaften vor existenzielle Herausforderungen stellen.
Über die Künstlerin
Catherine Hyland ist Künstlerin und lebt in London. Sie hat einen Bachelorabschluss vom Chelsea College of Art and Design und einen Masterabschluss vom Royal College of Art in London. Ihre fotografische Arbeit erforscht das Verhältnis von Menschen zu den Landschaften, die sie bewohnen. Ihre laufenden Projekte beleuchten teils erfolgreiche, teils weniger erfolgreiche Versuche der Menschheit, die Natur zu bändigen und zu transformieren – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.











