„Könnt Ihr noch?“ – Kunst und Demokratie Königsklasse | Schloss Herrenchiemsee
Über die Ausstellung
In der Sommerausstellung der Sammlung Moderne Kunst auf Schloss Herrenchiemsee werden über 50 Arbeiten von internationalen Künstler:innen präsentiert, die in ihren Werken demokratische Grundwerte wie Freiheit, Gleichheit, Selbstentfaltung und die Würde des Menschen verhandeln. Mit Hauptwerken der Pinakothek der Moderne von Pablo Picasso, Max Beckmann, Francis Bacon, Joseph Beuys bis hin zu Gerhard Richter und Rosemarie Trockel, erweitert um Raumpräsentationen von Sheila Hicks und Thomas Schütte. In den unvollendeten Rohbauräumen im Nordflügel veranstalten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen seit 2013 die Ausstellungsreihe Königsklasse. Der spannungsvolle Dialog von Kunstwerken und Architektur schafft einen einzigartigen Rahmen für das Ausstellungsthema.
„Könnt ihr noch?“
Der Titel der Ausstellung zitiert die Tech-Rap-Formation Deichkind. Ihr Song gleichen Titels beschreibt in Sprachbildern unsere beschleunigte Gesellschaft. Es ist ein gemeinschaftliches, verbindendes „ihr“, bei dem es um eine der drängendsten Fragen unserer Gesellschaft geht: unser Verhältnis zur Demokratie. Wie motiviert sind wir noch, sie weiter zu verteidigen? Wie erschöpft sind wir als demokratische Gesellschaft? Angesichts der permanenten Bedrohungen und Unterhöhlungen der Demokratien durch Populismus und Extremismus, durch Terror und Krieg besteht Einigkeit darin, dass wir für die Demokratie etwas tun müssen. Die einstmals hart erkämpften Werte, ein selbstbestimmtes, freies Leben in dieser Staatsform zu führen, sind oft vage und schwer zu fassen oder allzu selbstverständlich geworden.
Unter diesen Vorzeichen werden 50 Hauptwerke der Sammlung Moderne Kunst in zehn thematischen Sektionen präsentiert, ergänzt um einige Leihgaben, die eine Annäherung an die Werte der Demokratie ermöglichen. Die Ausstellung nimmt damit Bezug auf den Verfassungskonvent, der im August 1948 auf Herrenchiemsee stattfand und die Grundlage für die deutsche Verfassung schuf. Im Alten Schloss ist ihm dauerhaft die Ausstellung „Der Wille zu Freiheit und Demokratie“ gewidmet.
Künstler:innen (Auswahl):
Francis Bacon, John Baldessari, Max Beckmann, Joseph Beuys, Lisa Brice, Deichkind, Günther Förg, Sheila Hicks, K. H. Hödicke, Jörg Immendorff, Asger Jorn, Anselm Kiefer, Ernst Ludwig Kirchner, Maria Lassnig, Henri Laurens, Inge Mahn, Henry Moore, A.R. Penck, Pablo Picasso, Judit Reigl, Gerhard Richter, Thomas Schütte, Rosemarie Trockel, Andy Warhol u.a.
Kuratiert von Verena Hein und Oliver Kase

Balancierende Türme (Balancing Towers), 1989,
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst
in der Pinakothek der Moderne, München
2024 erworben von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Courtesy Estate Inge Mahn, Foto: Kadel Willborn, Simon Vogel
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
ERFÖFFNUNGSWOCHENENDE 10. & 11. MAI 2025
MIT FREIEM EINTRITT IN DIE AUSSTELLUNG
SAMSTAG & SONNTAG, 10.&11. MAI
11.00-16.30 Offene Workshops im Kinderforum van de Loo
11.00-17.00 Talk talk – Kunstauskunft
Demokratie-Aktivkarten | Kostenlos in der Ausstellung erhältlich
SONNTAG, 11. MAI
11.30-12.00 | 12.10-12.40 | 13.15-13.45 Hochzeitskapelle | Foyer Neues Schloss & Ausstellungsräume „Kunst und Demokratie“
Die vier Musiker:innen Evi Keglmaier (Bratsche), Mathias Götz (Posaune), Micha Acher (Trompete, Sousaphon), und Markus Acher (Schlagzeug) bringen ganz unterschiedliche musikalische Hintergründe mit – von Indiepop über Jazz bis hin zu experimenteller Musik. In ihren Stücken verweben sie Melodien aus aller Welt zu einem unverwechselbaren Sound, den sie selbst als „folkloristisch-elegischen Rumpeljazz“ bezeichnen.
13.45-14.00 Kinder- und Jugendchor Prien | Ausstellungsräume „Kunst und Demokratie“
Der Kinder- und Jugendchor der Pfarrei Mariä Himmelfahrt Prien, unter der Leitung von Bartholomäus Josef Prankl, präsentiert ein abwechslungsreiches Programm. Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren bringen ihre Stimmen zusammen und zeigen, wie der Chor nicht nur die Freude am Singen fördert, sondern auch den demokratischen Gedanken lebt – jeder Beitrag zählt und jede Stimme wird gehört.
14.00 Eröffnungsreden | Ausstellungsräume „Kunst und Demokratie“
14.30-15.00 Roger Rekless (feat. Hochzeitskapelle) | Ausstellungsräume „Kunst und Demokratie“
David Mayonga aka Roger Rekless setzt sich als Solokünstler, Moderator, Radio-Host, Freestyle-König, Buchautor und nicht zuletzt als Live-Mitglied von Deichkind damit auseinander, wie es ist, Barrieren zu erfahren, sich Herausforderungen zu stellen oder widrigen Umständen und Vorurteilen ausgesetzt zu sein. Seine Perspektive bringt er in seine Kunst und in gesellschaftlichen Debatten ein – damit trifft er genau den Ton, den auch die Ausstellung aufgreift. Wie er selbst sagt, entsteht gerade aus diesen Spannungen seine größte kreative Kraft. Rekless ist keiner, der den Kopf in den Sand steckt – er erhebt die Stimme, stellt sich der Realität und begegnet Menschen und Meinungen mit Offenheit und Haltung.
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ÖFFNUNGSZEITEN
Das Neue Schloss Herrenchiemsee ist täglich geöffnet: 9.00-17.30 Uhr
EINTRITT
Eintritt mit Gesamtkarte Insel: 14 Euro/ermäßigt 13 Euro
(darin enthalten: Neues Schloss mit König Ludwig II.-Museum, Ausstellung „Könnt ihr noch?“ – Kunst und Demokratie und Augustiner-Chorherrenstift)
Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr erhalten freien Eintritt.
Eintrittskarten erhalten Sie vor Ort oder online im Ticketshop der Bayerischen Schlösserverwaltung.
GRUPPEN
Für Gruppenanmeldungen und Buchung einer privaten Führung wenden Sie sich bitte an die Kunstagentur Filomele. Die maximale Teilnehmer:innenzahl liegt bei 25 Personen. Informationen und Buchung: post@filomele.de
FREIE KOSTENLOSE FÜHRUNGEN FÜR SCHULKLASSEN
Außerhalb der Ferien, unter der Woche vormittags auf Anfrage
Anmeldung unter: post@filomele.de
ANFAHRT
Informationen zur Anfahrt:
Angebot der Bildung und Vermittlung
Öffentliche kostenfreie Führungen
Überblicksführungen in deutscher Sprache
Jeden FR 15.00
Jeden SA 12.00 | 13.00
Jeden SO 13.00 | 14.00 | 15.00
Führungen in englischer Sprache
Jeden FR 13.00
Jeden SA 15.00
Jeden SO 12.00
Führungen für Schulklassen
Außerhalb der Ferien, unter der Woche vormittags auf Anfrage
Anmeldung unter: post@filomele.de
Tastführungen
FR 18.07., 16.00
SA 28.09., 16.00
Private Führungen (nicht kostenfrei)
Für Gruppenanmeldungen und Buchung einer privaten Führung, auch in DGS, wenden Sie sich bitte an die Kunstagentur Filomele.
Die maximale Teilnehmer:innenzahl liegt bei 25 Personen.
Informationen und Buchung: post@filomele.de
Kreativprogramm mit Künstler:innen des Kinderforum van de Loo
Ein von Kindern und Jugendlichen gestalteter interaktiver Ort des Kinderforum van de Loo bietet eine während des Ausstellungsbetriebs zugängliche Mitmachstation sowie an den Sonntagen ein offenes Kreativprogramm an.
Jeden SO 11.00 - 15.00
Workshop für Erwachsene
Abenteuer Demokratie auf der Insel: Eine Begegnung von Verfassungsfragen und moderner Kunst
jeweils 14.00-16.30
SO 18.05.
SA 14.06.
SO 20.07.
SA 23.08.
SO 28.09.
MO 15.09.
Treffpunkt: Kasse Altes Schloss/Verfassungsmuseum, dort sind Teilnahmegebühren zu entrichten
Ticket Augustinerchorherrenstift 6,- € / 5,- € ermäßigt zzgl. Teilnahmegebühr 6.- | Beschränkte Teilnehmerzahl
Anmeldung über: info.herrenchiemsee@bsv.bayern.de
In Kooperation mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser- und Seen sowie der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit
Walk in der Pinakothek der Moderne App
Verfügbar ab Ausstellungsbeginn in Deutsch, Englisch und Leichter Sprache App kostenfrei im AppStore oder im Google Play Store herunterladen!
Publikation
Im begleitenden Ausstellungskatalog (Hirmer Verlag, deutsch/englische Sprachausgabe) sind neben Essays von Aleida Assmann, Herfried Münkler und Andreas Spickhoff sowie Interviews mit Deichkind und Sheila Hicks auch Statements von Personen des öffentlichen und nicht-öffentlichen Lebens inkludiert – mit der Frage: „Wie können Kultur und Kunst dazu beitragen, Werte der Demokratie zu stärken?“
Weitere Informationen folgen in Kürze
Können wir noch?
Henning Besser von Deichkind im Interview
Verena Hein, Kuratorin der Ausstellung: Wir haben euren Songtitel für unsere Ausstellung übernommen, weil wir unsere Besucher:innen und uns selbst auch fragen - können wir noch? In der Ausstellung geht es um Kunstwerke, die Werte der Demokratie spiegeln, es geht um Kreativität und Selbstentfaltung, aber genauso um Sinnbilder, die entstanden sind, wenn die Würde des Menschen angegriffen wurde. Wie geht man mit der Spaltung um, wenn wieder Fragen gestellt werden können, die eigentlich nicht mehr gestellt werden sollten? Können wir noch für die Werte der Demokratie einstehen? Gibt es ein Grundverständnis oder -übereinkommen, was ein demokratische Gesellschaft ausmacht, in der Streit, Diskussion und Freiheit noch möglich sind?
Henning Besser, Deichkind: Yuval Harari hat es richtig erkannt. Wir haben die fortschrittlichsten Kommunikationstechniken der Geschichte entwickelt, aber verlernt, miteinander zu reden. Und ich denke, dass die Fähigkeit gewaltfrei miteinander reden zu können zentral für das gemeinsame Leben auf einem Planeten ist. Ich glaube schon, dass die Geschwindigkeit, in der sich die Welt entwickelt es uns als Menschen sehr schwer macht, in dieser Welt ein gelingendes Leben zu führen. Unsere Gehirne sind für dieses Leben nicht gut angepasst. Die Menge an Kontextwechseln, die wir beim Scrollen von 15 min Internet erleben, hat früher vermutlich ein ganzes Leben gefüllt. Ein Leben von einem Dopamin-Kick zum nächsten kommt zu einem Preis, den wir jetzt immer deutlicher sehen. Wir können als Menschen entscheiden, was für ein Leben wir leben wollen. Ob es uns als Gesellschaften auf diesem Planeten gelingt, nachhaltig, friedlich und frei miteinander zu leben das weiß ich nicht. Ich hoffe es und helfe gerne mit so gut ich kann.
Abbildung: Deichkind, Cover Könnt ihr noch?
Deichkind - Könnt Ihr Noch? (Official Video)
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Rundgang
Der Rundgang beginnt und endet mit Joseph Beuys, einer der herausragendsten und schillerndsten Figuren der deutschen Nachkriegskunst. Seine „Rose für direkte Demokratie“ (1973) steht für eine unmittelbare Teilhabe aller an der Politik. Beuys Einfluss auf internationale Künstler wie Andy Warhol und John Baldessari sowie auf das Umfeld der Düsseldorfer Akademie, etwa Sigmar Polke oder Inge Mahn, wird ebenfalls in der Ausstellung thematisiert. Mahns „Balancierende Türme“ (1989), eine Neuerwerbung aus dem Jahr 2024, werden nur von einem Seil zusammengehalten – gerät das Gleichgewicht ins Schwanken, fallen beide. Sie stehen sinnbildlich für die letzte Sektion der Ausstellung „Balanceakt“: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen eingeschränkt wird. Demokratie kann nur durch Teilhabe und Partizipation gelingen und muss als Prozess gelebt werden, Solidarität stützt sie.
Die Würde des Menschen, die im Artikel 1 des Grundgesetzes festgehalten ist, ist dabei von zentraler Bedeutung. Der Wert des Einzelnen geht einher mit den Grundrechten nach Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit oder Solidarität. Das Recht auf freie Selbstentfaltung wird im kreativen Prozess besonders deutlich, künstlerische Ausdrucksformen zeigen dies oft spielerisch und immer mit Überzeugung. Das Kinderforum van de Loo, eine 1970 vom Münchner Galeristen und Mäzen Otto van de Loo gegründete Initiative, lädt alle Besucher:innen in der Sektion „Kreativität und Spiel“ ein, sich selbst kreativ zu betätigen.
Die frühesten ausgestellten Werke aus der sogenannten Klassischen Moderne entstanden während der Weimarer Republik, einer Hochzeit des freien und diversen Kunstschaffens. Exemplarisch stehen hierfür die Werke des Expressionismus etwa von Karl Schmidt-Rottluff oder Ernst-Ludwig Kirchner. Das zwölf Jahre währende nationalsozialistische Regime markiert einen unermesslich großen Einschnitt. Sinnbilder, die auf diese Erschütterung reagieren, machen einen Großteil der Werke dieser Ausstellung aus und werden in der Sektion „Schmerz und Erschütterung“ gezeigt. Dass die Erfahrung der Unmenschlichkeit während der NS-Zeit nicht nur auf Deutschland bezogen ist, belegen Werke von Henry Moore, Francis Bacon oder Ida Applebroog eindringlich im Saal „Wunden und Brüche“. Die figurative Bildsprache von Anselm Kiefer, Jörg Immendorff oder Gerhard Richter, Protagonisten der deutschen Nachkriegskunst, deckt Verdrängtes in der Gesellschaft auf. Rosemarie Trockel, Inge Mahn oder Maria Lassnig setzen wichtige Akzente im Sinne feministischer Sichtweisen und der Erweiterung der Materialien. Die international renommierte Künstlerin Sheila Hicks, die innerhalb ihres 70-jährigens Schaffens auf allen Kontinenten gearbeitet hat, gestaltet einen eigenen Raum auf Schloss Herrenchiemsee, der das verbindende Potenzial ihrer Kunst für das Publikum erfahrbar macht. Thomas Schütte wird das historische Treppenhaus bespielen. Seine Arbeiten können als Reaktionen auf die aktuelle Gesellschaft verstanden werden, insbesondere auf Themen wie Machtstrukturen, Entfremdung und die Komplexität menschlicher Beziehungen.
Mit großzügiger Unterstützung von
International Patrons of the Pinakothek e.V. und PIN. Freunde der Pinakothek e.V.
Für die Förderung des Vermittlungsprogramms danken wir:
Merck Finck Stiftung
Brückner Group SE
Brainlab AG
S.K.H. Herzog Franz von Bayern
Stiftung van de Loo
Medienpartner
arte
In Partnerschaft mit
Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung